Weltenuntergänge und Grenzen des Menschlichen
Weltuntergänge bzw. die Grenzen des Menschlichen und des Planeten sind Themen, die sich durch das Festivalprogramm ziehen. Phia Ménard zelebriert den Zusammenbruch des Mythos Europa, gefolgt vom Untergang eines patriarchal-kapitalistischen Machtgebäudes und einer ungewissen Zukunft in den Ruinen einer versunkenen Welt. Auch in der Neuproduktion von Samara Hersch & Lara Thoms stellt sich die Frage, welche Weltvorstellungen noch zukunftsfähig sind: Inspiriert von einem ungehorsamen Mädchen, das auf die Unfreiheit indigener Menschen in Australien aufmerksam machte, setzen sich junge Menschen mit dem Sinn und Zweck von Nationalhymnen und Patriotismus auseinander. Weit über westliche Kategorien hinaus und begleitet von der Musik des Guarani-Volkes bringt Lia Rodrigues beseelte Wesen und verzauberte Landschaften zum Tanzen, die in Brasilien weiterhin bedroht sind. Luanda Casella imaginiert den Weltuntergang im Jahr 2062 drastisch und konkret als weitestgehende Zerstörung aller Lebensräume. Mit den Grenzen der menschlichen Existenz im Angesicht einer ungewissen Zukunft beschäftigen sich auch Silke Huysmans & Hannes Dereere in ihrem neuen Dokumentartheaterstück über die Entwicklungen des Deep Sea Mining sowie ein Stück des Back to Back Theatre, in dem eine künstliche Intelligenz mit der gesellschaftskritischen Debatte der menschlichen Akteur*innen mitzuhalten versucht. Indes inszeniert Lina Lapelytė im Zürichsee einen Chor, der die Kreisläufe des Lebens und des Verfalls singend befragt.